Bergjagd: "Blinde Flecken" beim Training

Gerade von einer harten Pyrenäenjagd im Dezember zurückgekehrt, unterzog ich mein Training einer kurzen Evaluation. Ich entdeckte drei "blinde Flecken".
Ich war absolut zufrieden, was meine Ausdauer und meine Rumpf- und Beinmuskulatur anging. Ich steckte die 10 Stunden Dauerbelastung pro Tag gut weg und hatte nicht einmal Muskelkater. Am ersten Abend hatte mein Führer zudem das Auto in einer Schneewehe festgefahren und wir gruben es noch über zwei Stunden (erfolglos) mit bloßen Händen frei. Das war alles kein Problem.
Das Gewicht meines Rucksacks kam mir im Vergleich zu meinem Trainingsgewicht nahezu leicht vor.

Am zweiten Tag aber entdeckte ich das erste Defizit: Am Nachmittag war das Marschieren im Schnee zu Ende und wir kletterten. Und zwar wegen der Bewegung des Wildes relativ schnell. Der Fels war locker und brüchig und das Gelände war von vielen kleinen Geröllfeldern durchzogen. Dieses schnelle Klettern war etwas ganz anderes als das Marschieren, denn ich kam nach einiger Zeit an meine Belastungsgrenze und arbeitete mich an dieser über eine Stunde weiter den Berg hinauf. Das Wild diktierte das Tempo.

Bergstock, Waffe, Rucksack

Ich hatte zuvor aber nicht über einen längeren Zeitraum mit dieser Intensität trainiert. Mit Marschieren geht dies auch nicht. Ich muss also künftig beispielsweise einen intensiven Lauf nach einem Marsch absolvieren, um so eine Situation zu simulieren.

Des Weiteren stellte ich am zweiten Tag Klettern fest, dass die Kraft meiner Hände nicht ausreichte, um mich angesichts der hohen Windgeschwindigkeiten und des brüchigen Gesteins sicher vorzuarbeiten. Dieses Defizit war künftig leicht durch Trainingsmittel wie ein "Kraftei" und vielleicht ein paar Besuche im "Klettergarten" zu korrigieren.

Unterhalb dieses Beobachtungspunktes ging es 100 m steil bergab.

Das dritte Defizit betraf meine Fußmuskulatur. Ich entdeckte hierbei noch kein echtes Problem, aber merkte am dritten Tag, dass ich langsam unsicherer stieg. Ein weiterer Tag mit dieser Belastung hätte mich auch hier an meine Grenze bringen können. Allerdings war ich inzwischen auch an der rechten Hand verletzt und musste deren Ausfall kompensieren.

Alle drei Problemfelder dürften meiner Beobachtung nach nicht nur mich betreffen, sondern insbesondere bei "Büromenschen", die nicht zufällig auch unabhängig von der Bergjagd klettern bzw. "schnelle" Sportarten wie Squasch betreiben, bestehen.

Alles in allem konnte ich trotz der Verletzung eine positive Bilanz ziehen. Schon einen Tag nach der Rückkehr suchte ich nicht nur in Katalogen nach neuen Zielen, sondern plante auch den nächsten Übungsmarsch. Bis auf ein verlorenes Kilogramm hatte ich nichts an Energie eingebüßt ...